„Ich habe an die Muschel gedacht und plötzlich fiel mir das Zuhören viel leichter. Schülerin, 4. Klasse
Diese Worte stammen von Amelie, einer Schülerin aus meiner Gruppenförderung. Was wie ein kleines Detail klingt, zeigt, wie tief Lerntherapie im Alltag wirken kann und wie Selbstwirksamkeit bei Kindern gestärkt wird.
In diesem Beitrag zeige ich dir

  • wie Symbole helfen, Lernstrategien im Alltag und in der Schule zu verankern
  • warum ein Transfer nicht automatisch passiert und was es dafür braucht
  • welche Rolle Eltern und Schule spielen, damit Lerntherapie langfristig wirken kann und Selbstwirksamkeit entsteht

Warum Transfer so wichtig ist

In der lerntherapeutischen Förderung geht es nicht nur darum, dass Kinder in der Förderung etwas verstehen, sondern auch dass der Transfer in den Alltag gelingt.
Wie können Schüler das Gelernte in die Schule oder daheim übertragen, spielt eine große Rolle. Was kann das Kind selbstständig abrufen, wenn es alleine ist?

Genau hier liegt eine der größten Herausforderungen:
Lernstrategien oder Inhalte, die zu einem Thema erarbeitet wurden und im Fördersetting verstanden wurden, können manchmal aber nicht im Alltag angewendet werden. Was in der Stunde funktioniert, bleibt manchmal an die Situation, an die Therapeutin oder an das Material gebunden.

Die Gründe dafür sind vielfältig:

  • Die Kinder wissen nicht, wie sie eine Strategie übertragen können
  • Zu Hause fehlt manchmal der Bezug zur Methode
  • In der Schule ist kein Raum, um an die Impulse aus der Förderung anzuknüpfen

Deshalb plane ich jeden Schritt der Förderung mit Blick auf den Transfer.
Denn Förderung soll nicht isoliert bleiben, sondern im Denken, Fühlen und Handeln der Kinder verankert werden.

Die Muschel und der Moment, in dem etwas möglich wird

Zuhören ist manchmal anstrengend.
Gerade in Mathe.
Wenn man schon denkt, dass man es sowieso nicht versteht – und dann einfach abschaltet.

Ein Kreislauf kommt in Gang: Der Schüler denkt:
„Ich verstehe es nicht – ich höre nicht zu – ich verstehe noch weniger.“
Die Zeit zieht sich. Der Kopf wird schwer. Die Motivation sinkt. Mathe wird anstrengend.

Und dann plötzlich liegt da eine Muschel im Mäppchen oder zumindest das Bild davon.

Selbstwirksamkeit mit Symbolen
Ein Symbol mit Wirkung

Ein Symbol aus der Lerntherapie.
Ein Moment der Erinnerung:
„Ich probiere es einfach mal. Ich versuche zuzuhören.“ Dinge, die wir in der Lerntherapie besprochen haben, kommen wieder in die Erinnerung. Sie sind präsent, sie sind da.

Und es passiert etwas: Amelie, Schülerin der 4. Klasse berichtet mir in der Gruppenförderung:

Frau Seyfried, ich habe das ausprobiert, was sie uns letzte Woche gezeigt haben. Ich habe die ganze Zeit an die Muschel gedacht und konnte wirklich besser zuhören. Auch die Mathestunde verging total schnell.

Für Amelie war das ein echter Aha-Moment – und für mich ein Moment tiefer Dankbarkeit:
Dankbarkeit dafür, dass sie sich selbst wirksam erlebt hat. Dass sie gemerkt hat: „Ich kann das.“

Nicht das schnelle Erfolgserlebnis zählt, sondern der Moment, in dem ein Kind spürt:
„Ich bin handlungsfähig.“

Wenn dieser innere Impuls zusätzlich durch einen Nachteilsausgleich oder eine unterstützende Lehrkraft gestärkt wird, entsteht echter Transfer. Dann wird aus einer einfachen Muschel ein verlässlicher Anker – für den Unterricht, für zu Hause und für das Kind selbst.

Symbole, die mitgehen – wie Transfer in den Alltag gelingt

Die Muschel war für Amelie ein Anker. Für andere Kinder ist es vielleicht die Luftschlange oder die Leiter aus der Entdeckerkiste. Jedes Symbol steht für etwas anderes und wird auch mit persönlichen Erfahrungen aus der Lerntherapie verknüpft.

Doch wie wird daraus mehr als ein schönes Bild?
Wie gelingt es, dass ein Kind sich im Alltag an das erinnert, was in der Lerntherapie erarbeitet wurde?

Genau hier setzen die Symbole der Entdeckerkiste an: Sie sind nicht nur Teil der Förderung, sondern dürfen mitgehen: ins Mäppchen, auf den Schreibtisch oder als kleine Erinnerung in den Alltag. Sie helfen Kindern, das Erlebte in einen neuen Kontext zu übertragen und ihre Selbstwirksamkeit zu stärken.

Ein Schüler sagte mir einmal:

„Ich hab die Luftschlange im Mäppchen gesehen. Da hab ich mich daran erinnert, dass ich mich über kleine Erfolge freuen darf. Dass ich’s versucht habe, war schon ganz toll“.

Selbstwirksamkeit stärken
Symbole zur Stärkung der Selbstwirksamkeit

Und genau darum geht es.
Transfer bedeutet nicht, alles sofort perfekt umzusetzen. Transfer bedeutet, sich zu erinnern, zu versuchen, dranzubleiben.
Die Luftschlange erinnert daran, dass jede gelöste Aufgabe ein kleines Konfetti verdient, weil das Kind es selbst geschafft hat.

So entsteht Transfer in den Alltag und auch bei Elterngesprächen

  • durch Symbole, die für das Kind eine klare Bedeutung haben
  • durch Wiedererkennung – im Mäppchen, im Unterricht, zu Hause
  • durch Gespräche mit Eltern und Lehrkräften, die diese Zeichen aufgreifen

In Elterngesprächen nutze ich die Symbole deshalb ganz bewusst:
Die Leiter steht für kleine Schritte.
Die Luftschlange für das Feiern von Anstrengung und/oder kleinen Erfolgen, die sichtbar werden.
Die Muschel für innere Ruhe und Zuhören.

Sie helfen, Fortschritte sichtbar zu machen, auch dann, wenn die Noten noch nicht besser sind.

Fazit: Kleine Symbole, große Wirkung

Lerntherapie wirkt – aber nicht nur im geschützten Raum der Förderung. Sie wirkt dann, wenn Kinder das, was sie gelernt haben, auch im Alltag anwenden können. Wenn sie in schwierigen Momenten an eine Muschel denken, an eine Leiter oder an eine Luftschlange – und plötzlich wissen:
„Ich kann das. Ich schaffe das.“

Der Transfer gelingt nicht durch Zufall. Er braucht Verbindungen, Rituale, Zeit und vor allem Menschen, die hinschauen: auf die kleinen Schritte, auf das Dranbleiben, auf die innere Stärke der Kinder.

Symbole helfen uns dabei, diese Entwicklungen sichtbar zu machen und gemeinsam zu feiern.

Und manchmal braucht es dafür nicht mehr als eine kleine Luftschlange im Mäppchen – und einen Menschen, der sagt:
„Ich hab gesehen, wie sehr du dich angestrengt hast. Das war ein echter Luftschlangen-Moment.

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