Lerntherapie in der Schule kann nur dann einen echten Unterschied machen, wenn sie sichtbar werden darf – für Schüler, Lehrkräfte und Eltern. Doch viele Lerntherapeuten kennen die Erfahrung: Man ist zwar vor Ort, doch die eigene Rolle ist unklar, die Expertise wird kaum wahrgenommen und Förderstunden fallen aus. Das frustriert – sowohl die Schüler als auch die Lerntherapeuten selbst.
Oft fühlt es sich an, als würdest du verschiedene Hüte aufsetzen: den Motivations-Hut, den Experten-Hut oder den Beobachter-Hut. Doch eines darfst du dabei nicht vergessen: Es ist immer der Lerntherapie-Hut – und nicht der Hut der Lehrkraft oder des Schulsozialarbeiters. Genau hier beginnt Rollenklarheit.
Rollenklarheit ist der Schlüssel, damit Lerntherapie an Schulen ihr volles Potenzial entfalten kann. Sie sorgt dafür, dass deine Arbeit gesehen wird, deine Förderung Wirkung zeigt und Schüler die Unterstützung erhalten, die sie wirklich brauchen.
In diesem Blogbeitrag zeige ich dir,
- warum Rollenklarheit so entscheidend ist,
- welche Hürden dich dabei zurückhalten,
- und welche Schritte du gehen kannst, um deine Rolle an Schulen klar zu definieren, wirksam zu gestalten und sichtbar zu werden
Lerntherapie an Schulen: Wertvoll und eine Unterstützung für das Bildungssystem
Viele Schüler erreichen in Deutsch oder Mathe nicht die Mindeststandards, das zeigt unter anderem die IQB-Studie aus dem Jahr 2022. Der Bedarf an gezielter, individueller Förderung ist groß. Lerntherapie kann genau hier einen Unterschied machen: Sie setzt nicht am reinen Schulstoff an, sondern fördert Basiskompetenzen, Strategien zum selbstständigen Lernen und individuelle Lernwege. Mehr dazu kannst du in meinem Artikel Lerntherapie in der Schule: Jetzt ist die Zeit, gemeinsam Schule zu verändern – mit dem Startchancenprogramm!
Warum Lerntherapie im Schulalltag oft unsichtbar bleibt
Trotz ihres großen Potenzials kann Lerntherapie im Schulalltag oft nicht sichtbar werden. Die Gründe dafür sind vielfältig:
Unklare Wirkung: Lerntherapeuten arbeiten zwar lerntherapeutisch, doch im Kollegium bleibt ihre Arbeit oft unsichtbar – weder die besondere Expertise noch die Erfolge kommen wirklich an.
Unklare Verträge: Weil es feste Stellen für Lerntherapeuten an öffentlichen Schulen (noch) nicht gibt, laufen Anstellungen häufig unter anderen Berufsbezeichnungen – etwa als Lehrkraft, Schulsozialarbeiter oder pädagogische Assistenz. Nach außen hin trägt man also einen anderen „Hut“, auch wenn man eigentlich lerntherapeutisch arbeitet.
Andere Tätigkeiten: Das klingt nach Sicherheit – in der Praxis bedeutet es jedoch, dass Lerntherapeuten schnell in fremden Rollen aufgehen müssen. Unterricht vertreten, Pausenaufsicht, Betreuung: Alles Dinge, die mit dem Vertrag verbunden sind und deshalb Vorrang haben. Die eigentliche lerntherapeutische Arbeit rutscht nach hinten.
Fehlende Verankerung: Förderstunden fallen aus, wenn der Unterricht Vorrang hat. Wertvolles Wissen über Diagnostik oder Förderstrategien versickert im Alltag. Und Projekte, die zunächst erfolgreich starten, laufen still aus, weil Strukturen und klare Rollen fehlen.
Das Ergebnis: Lerntherapie verliert an Wirkung – nicht, weil sie unwichtig wäre, sondern weil sie unsichtbar bleibt. Für Schüler bedeutet das: Kinder mit Lese-Rechtschreib-Schwäche oder Rechenschwäche warten oft monatelang auf Unterstützung. Förderstunden, die eigentlich präventiv wirken und Bildungsgerechtigkeit schaffen könnten, finden nur sporadisch statt oder fallen ganz aus. Eltern und Kinder fühlen sich allein gelassen. Das Potenzial der Lerntherapie in der Schule bleibt ungenutzt – und Lerntherapeuten selbst erleben Frustration, weil sie spüren: Ich setze den falschen Hut auf.
Rollenklarheit – dein Schlüssel zur Wirksamkeit
Rollenklarheit bedeutet, dass alle Beteiligten verstehen, was Lerntherapie leisten kann – und was nicht.
- Lerntherapie ist keine Nachhilfe und kein Ersatzunterricht.
- Sie setzt an den Grundlagen an: Lesen, Schreiben, Rechnen, Aufmerksamkeit, Lernstrategien.
- Sie arbeitet mit Diagnostik, individueller Planung und enger Begleitung.
- Sie ergänzt den Unterricht, ersetzt ihn aber nicht.
Wenn diese Unterschiede klar kommuniziert sind, profitieren alle: Schüler, Eltern, Lehrkräfte – und nicht zuletzt du selbst als Lerntherapeut.
So gewinnst du Klarheit über deine Rolle
Viele Lerntherapeut:innen fragen sich: „Aber wie soll ich das im Schulalltag umsetzen?“ Genau hier helfen dir diese Schritte:
- Kommuniziere deine Expertise transparent. Stelle klar, was Lerntherapie leistet – z.B. bei einer der Konferenzen im Kollegium
- Mach deine Arbeit sichtbar. Teile Fortschritte von Schülern und erkläre, wie du lerntherapeutisch arbeitest
- Grenze dich von anderen Rollen ab. Mach deutlich, dass du nicht für Vertretungsstunden oder für die Vertiefung des aktuellen Schulstoffs zuständig bist
- Fordere deinen Platz ein. Nur wenn du selbst Klarheit über deine Rolle hast, erkennen andere sie ebenfalls.
Aber ist die Schule überhaupt offen dafür?
Vielleicht denkst du jetzt: „Das klingt gut – aber bei uns an der Schule wird Lerntherapie nicht so ernst genommen.“
Genau deshalb ist Rollenklarheit so entscheidend.
Denn: Rollenklarheit schützt dich davor, in eine pädagogische Rolle zu rutschen, die nicht deiner Rolle entspricht.
Schulleitungen und Kollegen brauchen klare Argumente, um deine Arbeit einordnen zu können.
Je sichtbarer du deine Wirkung machst, desto eher bekommst du den Raum, den du brauchst.
Mein persönlicher Appell: Lass uns Lerntherapie sichtbar machen
Ich weiß aus eigener Erfahrung und aus vielen Gesprächen mit Kollegen: Die Suche nach der eigenen Rolle ist oft ein Prozess – aber sie lohnt sich!
Lerntherapie darf nicht länger im Verborgenen bleiben, sie muss sichtbar werden. Sie ist keine „Krücke“ für den Schulalltag, sondern eine echte Chance für mehr Bildungsgerechtigkeit und bessere Förderung.
Wichtig ist: Du darfst dir viele Hüte in deiner Arbeit aufsetzen – den Motivations-Hut, den Zuhörer-Hut, den Experten-Hut. Aber es bleibt immer der Lerntherapie-Hut. Nur wenn du bei diesem Hut bleibst, wirst du als das gesehen, was du bist: eine unverzichtbare Unterstützung für Kinder, Eltern und Schulen.
Dein nächster Schritt – Klarheit für deine Rolle
Wenn Lerntherapie in der Schule wirklich wirken soll, brauchst du Klarheit – für dich, für das Kollegium und für die Schüler. Rollenklarheit entscheidet, ob deine Arbeit sichtbar, wirksam und wertgeschätzt wird – oder im Schulalltag untergeht.
In meinem Selbstlernkurs zeige ich dir, wie du:
- Schulische und lerntherapeutische Förderung klar abgrenzt, damit deine Arbeit und Expertise richtig verstanden wird
- Stundensätze verhandelst und verschiedene Finanzierungsmöglichkeiten kennst und die nächsten Schritte gehen kannst
- ein schulisches Konzept erstellst, das zeigt, wie Lerntherapie in den Schulalltag integriert wird
- dein Angebot transparent kommunizierst, z. B. mit Grafiken und Visualisierungen fürs Kollegium
So wirst du zum unverzichtbaren Experten, die sichtbar wirkt und Schüler gezielt unterstützt.
Ab Oktober ist der Kurs verfügbar. Trage dich in meinen Newsletter ein, dann erfährst du zuerst, wann es losgeht.