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Ich weiß noch genau, wie ich abends auf der Couch saß und meine Kinder schliefen. Ich klappte den Laptop auf, fing an zu schreiben und fragte mich: Interessiert das überhaupt jemanden? Ist das nicht zu persönlich? Zu speziell?
Heute weiß ich: Gut, dass ich angefangen habe.
Hätte mir jemand vor ein paar Jahren gesagt, dass ich durch das Schreiben über LRS und Rechenschwäche einmal Schulen in Kenia und Peking fortbilden, mit Verlagen im engen Austausch bin, einen Elternratgeber schreibe (hier kannst du ihn kostenlos herunterladen) und ein Lerntherapeuten-Netzwerk aufbauen würde und Lehrkräfte meine Blogbeiträge in Fortbildungen erwähnen– ich hätte nur gelächelt. Und doch ist genau das passiert.
Dabei fing alles ganz unscheinbar an.

Dieser Beitrag ist im Rahmen der Blogparade „Wohin mich mein Schreiben schon geführt hat“ von Kerstin Salvador entstanden
Vom ersten Beitrag bis zu 160 Artikeln – der Anfang war leise
Meine ersten beiden Artikel habe ich damals auf einem anderen Blog veröffentlicht. Fast niemand hat sie gelesen. Kein Kommentar, keine Rückmeldung. Ich habe mich gefragt: Wozu schreibe ich eigentlich?
Doch dann dachte ich, warum nicht einfach bei mir selbst veröffentlichen? Einfach einen Blog auf meiner Website starten. Ohne SEO-Wissen, ohne technischen Plan, einfach nur, um auf die vielen Fragen einzugehen, die mir andere Eltern stellten – und die ich mir selbst als Mutter einer Tochter mit Rechenschwäche auch gestellt habe. Ich wollte sensibilisieren, aufklären, Mut machen. Nicht, weil ich eine große Reichweite wollte, sondern ich wollte, dass andere Eltern die Infos bekommen, die sie benötigen (das hat uns leider gefehlt, als meine Tochter in der zweiten Klasse in Mathe nicht mehr mitkam).
Anfangs wollte ich eigentlich nur fachliche Artikel schreiben. Aber dann kam dieser eine Moment, in dem ich etwas Persönliches teilen wollte. Ich schrieb über meine Mutter-Kind-Kur an der Ostsee und wie ich mit sechs Jahren allein nach Schweden reiste. Ich teilte somit nur nicht Wissen, sondern auch Erfahrungen, Erinnerungen und auch Dinge, die mal nicht so gut liefen, z.B. wie ich nach zwei Jahren Bloggen, war ich kurz davor, alles hinzuschmeißen.
Lehrerfortbildungen und internationale Kontakte
Durch meinen Blog bin ich mit Lehrkräften in Kontakt gekommen, die meine Beiträge in ihren Fortbildungen nutzen – sogar bis nach Peking und Kenia. Ich durfte Online-Fortbildungen für Lehrkräfte geben, habe Einblicke in andere Schulsysteme erhalten und erlebt, wie wertvoll der Austausch über Ländergrenzen hinweg ist. Jede Fortbildung war anders, immer individuell, immer bereichernd – für beide Seiten.

Blogparaden und Vernetzung
Mit der Blogparade „Lerntherapie in Schule“ habe ich erlebt, wie Bloggen Menschen zusammenbringt. Über 30 Lerntherapeuten aus ganz Deutschland haben ihre Praxisbeispiele an Schulen geteilt, voneinander gelernt und sich gegenseitig inspiriert. Es ist ein Netzwerk an Austausch entstanden, die Beispiele machen anderen Mut, auch an Schulen tätig zu werden. Sie zeigen auf,, wie vielfältig und wichtig Lerntherapie in der Schule ist und wie Schüler mit einer LRS und Rechenschwäche individuell gefördert werden können.

Leseförderung, Buchtipps und unerwartete Kontakte zu Verlagen
Schon lange beschäftige ich mich mit Leseförderung und habe irgendwann angefangen meine besten Buchtipps für Schüler mit einer LRS zusammenzustellen. Anfangs habe ich die Bücher alle selbst gekauft, alle selbst gelesen und dann verschiedene Blogbeiträge und einen Download mit 15 Büchern erstellt. Im Laufe der Zeit und aufgrund meines Blogs sind verschiedene Verlage auf mich aufmerksam geworden, haben mir Rezensionsexemplare geschickt, damit ich neue Bücher vorstellen kann. So kann ich den Familien, aber auch Lehrkräften noch gezielter Empfehlungen geben. Ich habe so Kontakte geknüpft, die ich ohne das Bloggen nie gehabt hätte.
Dankbare Eltern und echte Veränderungen
Das Schönste am Bloggen sind für mich die Rückmeldungen von Eltern. Sie schreiben mir, wie sehr ihnen meine Tipps geholfen haben, wie sie sich verstanden und unterstützt fühlen. Diese Dankbarkeit berührt mich jedes Mal aufs Neue und zeigt mir, dass meine Arbeit einen Unterschied macht.
Ein Feedback ist mir besonders im Gedächtnis geblieben:
„Durch Zufall bin ich auf Ihre Homepage gestoßen und habe Ihren Newsletter abonniert. Inzwischen ist er mein persönliches Sonntagsritual geworden. Ohne geht’s einfach nicht mehr.
Solche Worte berühren mich tief. Das sind die Momente, die mich glücklich machen. Die mir zeigen: Es lohnt sich, zu schreiben.
Persönliches Wachstum – und ein Wendepunkt
Was ich erst mit der Zeit verstanden habe: Das Schreiben ist für mich nicht nur Kommunikation – es ist ein Weg, Klarheit zu gewinnen. Ein Raum, in dem ich nachdenken, sortieren, Entscheidungen treffen kann.
Besonders deutlich wurde das, als ich mit der Zusammenarbeit mit dem Jugendamt haderte. Ich hatte viel Energie hineingesteckt – mit der Hoffnung, gemeinsam mehr für die Kinder erreichen zu können. Doch die Realität war frustrierend: Bürokratie, schleppende Kommunikation, wenig Verlässlichkeit.
Ich fühlte mich erschöpft und fragte mich: Will ich das noch? Passt das überhaupt noch zu mir?
Ich schrieb – erst nur für mich. Über meine Werte, meine Vision, mein Warum. Später wurde daraus ein sehr persönlicher Beitrag über meine 3 wichtigsten Werte. Und genau dieses Schreiben hat mir geholfen, klar zu sehen. Entscheidungen zu treffen. Und neue Wege einzuschlagen, die besser zu mir passen.
Warum ich weiterschreibe – und was mein „Warum“ ist
Ich schreibe, um sichtbar zu machen, was oft im Verborgenen bleibt: die kleinen Erfolge, die großen Anstrengungen – und die Kinder, die so viel mehr sind als ihre LRS und Rechenschwäche und ihre Lernschwierigkeiten.
Ich schreibe, weil ich glaube, dass jedes Kind Menschen braucht, die an es glauben. Und dass jede Stimme zählt, die sich für diese Kinder einsetzt.
Nicht jeder Beitrag wird tausendfach gelesen. Aber jeder einzelne kann etwas bewirken. Für eine Mutter, die sich verstanden fühlt. Für einen Vater, der neue Hoffnung schöpft. Für eine Lerntherapeutin, die merkt: Ich bin nicht allein.

Mein Fazit: Sichtbarkeit schafft Veränderung
Das Bloggen hat mein Denken, mein Arbeiten und mein Wirken verändert. Es hat mich wachsen lassen – fachlich und persönlich. Und ich glaube fest daran: Wenn wir unsere Erfahrungen teilen, entstehen Verbindungen. Und Veränderung.
Deshalb mein Wunsch: Schreib auch du. Zeig dich. Werde zur Stimme für die Kinder mit LRS und Rechenschwäche, die sonst so selten gehört werden. Gemeinsam können wir zeigen, was sie stark macht – und was sie wirklich brauchen.
„Ich blogge, weil ich glaube, dass jedes geteilte Wissen einen Unterschied machen kann.“ (Susanne Seyfried)
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Ja, ich freue mich drauf
Hallo Susanne,
Was du geschrieben hast, hat mich darin bestätigt, immer weiter zu schreiben. Wenn es einen erreicht, einem Kind weiterhilft, dann haben die Artikel ihr Ziel erreicht.
Auf die nächsten 6 Jahre bloggen und auf viele Blogparaden.
Wie gut, dass du nicht aufgegeben hast.
Sabine