Immer wieder erreichen mich Anfragen: Können Sie bei meinem Kind eine Rechenschwäche testen?
Aber muss es immer gleich eine Testung sein und liegt dann gleich eine Dyskalkulie vor? Hier bekommst du Tipps, was du bei Verdacht auf eine Rechenschwäche tun kannst (Hinweis: Diese Tipps gelten schwerpunktmäßig für Baden-Württemberg, einiges gilt aber bundeslandübergreifend).
Du bekommst Tipps zu Anlaufstellen, Links zu kostenlosen Ratgebern und warum es so wichtig ist, dass du dich mit anderen vernetzt.
1. Tief durchatmen – du bist mit den Rechenschwierigkeiten deines Kindes nicht alleine
Klingt wahrscheinlich total banal, aber tief durchatmen ist erstmal wichtig und die gute Nachricht: Du bist mit dem Thema nicht alleine. Je nachdem, welche Sichtweise man zugrunde legt – ob die medizinische oder pädagogische, kann man davon ausgehen, dass ca. 3-8% der Schüler eine Dyskalkulie haben (das sind die Schüler, die offiziell diagnostiziert sind). Wohingegen ca. 15-20 % der Schüler als rechenschwach gelten und weitere innerschulische Förderung und Unterstützung benötigen. Du siehst, du bist mit den Matheproblemen deines Kindes nicht alleine.
Ca. 15-20 % der Schüler gelten als rechenschwach
2. Hier wirst du gut informiert
Der Bundesverband Legasthenie und Dyskalkulie (BVL) hat verschiedene Broschüren, Informationen und Hilfestellungen für dich zusammengestellt. Da in jedem Bundesland innerschulisch mit den Lernschwierigkeiten anders umgegangen wird, empfehle ich dir, dich zusätzlich auf den Seiten des jeweiligen Landesverbandes umzuschauen (hier findest du z.B. alle Informationen für Baden-Württemberg).
Für NRW kann ich dir außerdem den Arbeitskreis LRS empfehlen. Ich bin mit den Ansprechpersonen aus NRW immer wieder im Austausch und weiß, dass du hier gezielt Unterstützung bekommst.
Auch kann ich dir unseren Elternratgeber Dyskalkulie empfehlen, den du kostenlos herunterladen kannst.
3. Schulische Anlaufstellen
Je nach Bundesland gibt es unterschiedliche innerschulische Anlaufstellen. Die erste sollte immer der Klassen-bzw. Mathelehrer sein. Da das Thema Rechenschwäche/Dyskalkulie aber meist nicht Bestandteil der Lehrerausbildung ist, wissen Lehrkräfte manchmal auch nicht weiter. In BW gibt es Beratungslehrer, an die du dich als Mutter/Vater auch wenden kannst oder du kontaktierst eine der schulpsychologischen Beratungsstellen. Dort kann du dich ganz unverbindlich beraten lassen, eine Rechenschwäche testen lassen bzw. eine ausführliche Diagnostik durchführen lassen.
4. Außerschulische Anlaufstellen
Wenn innerschulische Anlaufstellen an Grenzen stoßen oder die Wartezeiten sehr lang sind, kannst du dich an folgende Anlaufstellen und Berufsgruppen wenden
- Lerntherapeuten: beraten, geben Tipps zum Nachteilsausgleich, zur Hausaufgabensituation, führen eine Förderdiagnostik durch und fördern dein Kind bei Bedarf in einer integrativen Lerntherapie
- Kinder-und Jugendpsychiater/Psychologen: Diese Berufsgruppen können eine Rechenschwäche testen bzw. eine Dyskalkuliediagnostik inklusive IQ-Testung durchführen. Die benötigst du, wenn du die Kostenübernahme der außerschulischen Förderung beim Jugendamt beantragen möchtest. In diesem Blogartikel habe ich die wichtigsten Tipps zusammengestellt
- Beratungstelefon/E-Mail vom BVL oder Arbeitskreis LRS: Hier kannst du dich beraten lassen
- oder komme ins Eltern-Coaching, wir starten am 20.9.23.
5. Vernetze dich
Sprich das Thema Rechenschwäche/Rechenschwierigkeiten bei einem der nächsten Elternabende an oder falls dir das unangenehm ist, bitte den Elternvertreter deiner Klasse es anonymisiert anzusprechen. Du wirst sehen, du bist damit nicht alleine. Alternativ können Elternvertreter der verschiedenen Klassen dies auch beim Elternbeirat der Schule ansprechen und schulintern die Abläufe im Umgang mit einer Rechenschwäche anfragen. Denn ganz oft, ist es abhängig von der jeweiligen Lehrkraft, wie mit einer Rechenschwäche umgegangen wird und durch den Austausch mit anderen Eltern, kannst du von ihren Erfahrungen profitieren. Keiner muss immer wieder das Rad neu erfinden.
Auch der Gesamtelternbeirat (GEB) deiner Stadt kann , wenn alle vorherigen Anlaufstellen ins Leere laufen, unterstützen und das Thema übergeordnet beim Schulamt oder bei weiteren Stellen ansprechen. Da Schüler mit einer Rechenschwäche auch emotional unter ihren Schwierigkeiten leiden können, mag das manchmal sehr hilfreich sein.
Ich erlebe immer wieder, dass Eltern Einzelkämpfer sind. Daher mein Tipp, vernetzt euch untereinander.
6. Stärke dein Kind emotional
Nach Michael Gaidoschik ist die allergrößte und wichtigste Unterstützung bei Schülern mit einer Rechenschwäche das „Eingehen auf die psychische Notlage des Kindes“.
Wichtig ist es, außerdem deinem Kind zu vermitteln, dass es seine Schwierigkeiten bewältigen kann und ihm zu verdeutlichen, dass die Ursache der Schwierigkeiten nicht bei ihm selbst liegen oder es einfach mathematisch unbegabt sei.

Ganz wunderbare Tipps zur Selbstwertstärkung findest du in diesem Blogbeitrag und das Beste, du bekommst nicht nur Tipps von mir, sondern auch ganz viele aus unserem Lerntherapeuten-Netzwerk.
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