Mathe beginnt nicht erst in der Grundschule! Schon im Kindergarten und in der Vorschule können Kinder spielerisch mathematische Fähigkeiten und damit ein sicheres Mengen-und Zahlenverständnis entwickeln. Du erfährst hier, warum das vorschulische Wissen so wichtig für den weiteren Schulerfolg ist und welche Übungen in der Vorschule von Bedeutung sind.
Warum das vorschulische Wissen für den Schulerfolg so wichtig ist
Forschungen, unter anderem von Krajewski und Schneider aus dem Jahr 2006, belegen, dass das Wissen über Mengen und Zahlen, welches die Kinder vor der Einschulung erwerben, eine der stärksten Einflussgrößen für den späteren Schulerfolg in Mathe ist. Zum Vorwissen gehören Zählfertigkeiten, die Kenntnis der Ziffernzahlen, erste Rechenfertigkeiten und auch die Fähigkeit des Mengenvergleichs.

In einer Langzeitstudie fanden sie heraus, dass:
- das mengen- und zahlenbezogene Vorwissen wichtiger für den Schulerfolg in Klasse 1 ist als der sozioökonomische Hintergrund oder sogar die Intelligenz des Kindes
- Kinder mit einem wenig ausgeprägtem Zahlen- und Mengenverständnis oft langfristig Probleme in Mathe haben
- frühe Lücken sich im Laufe der Schulzeit vergrößern, da Mathematik aufbauend nach dem sogenannten „Spiralprinzip“ unterrichtet wird und somit
- diese Lücken auch große Auswirkungen auf den schulischen Erfolg in höheren Klassen haben
Die Wichtigkeit vom Anfangsunterricht und die Rolle der Lehrkraft
Wenn der Unterricht nicht die unterschiedlichen Entwicklungsstände der Schüler von Anfang an berücksichtigt, können einige Schüler dem Unterricht schon in den ersten Wochen kaum mehr folgen. Denn neue Inhalte setzen voraus, dass das vorher Gelernte verstanden wurde.
Um ein konkretes Beispiel zu nennen: Wenn Kinder z.B. kein Mengenverständnis aufgebaut haben, fällt es ihnen schwer, Plus- und Minusaufgaben zu verstehen. Später in der zweiten und dritten Klasse erschwert das wiederum das Verständnis für Multiplikation und Division. Um Bruchrechnen dann in Klasse 5 oder 6 zu verstehen, benötige ich ein gutes Verständnis der Multiplikation.
Sollten die so wichtigen Grundlagen im Anfangsunterricht nicht
gelegt werden, dann „wird bereits vom ersten Schultag an ihnen vorbei unterrichtet (Wehrmann, 2011)
Was sollten Kinder bis zur Einschulung können – inklusive Checkliste
Kinder entwickeln sich individuell, doch es gibt grundlegende mathematische Kompetenzen, die ihnen den Einstieg in die Schule erleichtern. Gleichzeitig ist es wichtig zu berücksichtigen, dass sich Kinder in ihrem Entwicklungsalter um bis zu drei Jahre unterscheiden können.
Folgende Dinge sollte ein Kind zum Zeitpunkt der Einschulung können:
- Simultanerfassung: Kinder sollten bis zu vier Objekte auf einen Blick erkennen können, ohne sie abzuzählen (z. B. Kekse auf einem Teller)
- Zahlenverständnis: Zahlen von 1 bis 10 erkennen und aktiv zählen (z. B. Treppenstufen oder Spielzeugautos)
- Vergleichen von Mengen: Begriffe wie „mehr“ oder „weniger“ verstehen und anwenden (z. B. Bonbons auf zwei Tellern vergleichen)
- Fingerbilder nutzen: Zahlen wie „5“ durch Fingerbilder darstellen können
- Alltag und Zeit: das Kind kennt die Wochentage (welcher Tag ist heute, welcher war gestern) und Tageszeiten (wann ist morgens oder abends und kann typische Tätigkeiten zuordnen)
- und einige weitere Dinge (die findest du in meiner Checkliste, hier zum Download)
Dabei geht es in der Zeit vor der Einschulung nicht darum, dass Kinder schon perfekt Zahlen schreiben können. Es ist viel wichtiger, dass sie mit konkreten Übungen und Erfahrungen im Alltag ein sicheres Mengen- und Zahlenverständnis aufzubauen. Diese Fähigkeiten bilden dann die Grundlage für den späteren Mathematikunterricht und können vorab spielerisch gefördert werden.
Hier geht’s zur Checkliste (kostenloser Download). Im Folgenden möchte ich dir einige Übungen und Impulse für die Vorschule vorstellen.

Tipps und Übungen für Kinder in der Vorschule – alltagsintegriert und spielerisch
Mathe in den Alltag integrieren
Mathematik begegnet uns überall – nutze diese Gelegenheiten! Beim Einkaufen kannst du gemeinsam mit deinem Kind Mengen vergleichen oder Zahlen entdecken.. Auch beim Kochen lassen sich mathematische Konzepte wie das Wiegen von Zutaten oder das Teilen von Portionen spielerisch einbauen.
Spielerisch fördern
Kinder lernen am besten durch Spielen! Bauklötze sortieren, Würfelspiele spielen oder Muster legen sind wunderbare Möglichkeiten, um mathematische Fähigkeiten zu entwickeln. Spiele jeglicher Art fördern ebenfalls das Verständnis für Mengen und Zahlen. Auch draußen in der Natur mit Alltagsmaterialien wie Stöcke oder Kastanien können Mengen gelegt und verglichen werden.

Das abendliche Matheentdecken als festes Ritual
Bilderbücher sind eine großartige Möglichkeit, Kinder an mathematische Konzepte heranzuführen. Das abendliche Lesen gehört oft zum Alltag in Familien. Wie wäre es mit einem abendlichen Matheentdecken? Geschichten wie „Der Igel, der wissen wollte, wie viele Stacheln er hat“ laden dazu ein, Zahlen und Mengen spielerisch zu erfahren und ins Gespräch zu kommen.
Impulse für die schulische Unterstützung
Der Mathematikunterricht der ersten Schulwochen ist für den weiteren Aufbau von mathematischem Wissen sehr wichtig. Mit welchem Vorwissen die Schüler in die Schule kommen, kann die einzelne Lehrkraft nicht mehr beeinflussen. Sie kann aber ihren Unterricht lernförderlich gestalten und durch gezielte Standortbestimmungen herausfinden, welches Vorwissen die Schüler mitbringen, und ihren Unterricht danach ausrichten.
Diagnostik zu Beginn der Schulzeit:
- Screenings oder standardisierte Verfahren (Freiburger Screening, MBK 1+) helfen, mathematische Basiskompetenzen zu erfassen
- Laufende Beobachtung: Qualitative Lernstandserhebungen für Schüler, deren Ergebnisse in den Screenings auffällig waren
Förderung kontinuierlich anpassen und multiprofessionelle Teams integrieren
- Unterricht differenzieren und individuelle Lernstände berücksichtigen
- Diagnostische Informationen kontinuierlich erheben und darauf reagieren
- Sich auch mal vom Lehrwerk lösen und ergänzende Übungen integrieren, da viele Lehrwerke sehr früh mit dem Ziffernkurs beginnen
- und das oft schon bevor die Schüler ein fundiertes Mengen- und Zahlenverständnis aufgebaut haben. Es empfiehlt sich daher hier noch ergänzende Übungen durchzuführen (zur Rolle des Mathelehrwerks findest du bei meiner Kollegin Sabine Landua weitere Infos)
- Multiprofessionelle Teams einbinden: Lerntherapeuten können die Förderung gezielt unterstützen und mit Lehrkräften zusammenarbeiten
Auch im weiteren Verlauf der Grundschulzeit spielt die regelmäßige Erhebung von diagnostischen Informationen und eine begleitende Förderung eine große Rolle.
Die Mathematikleistung des Kindes der zweiten Klasse beeinflusst das schulische Weiterlernen in der dritten Klasse und hat einen direkten Einfluss auf die Leistungen in der vierten Klasse. In Klasse 4 spielen außerdem noch sozioökonomische Faktoren eine Rolle. Das heißt, dass Familien, die es sich leisten können, Nachhilfe in Anspruch nehmen, um den Übergang zur weiterführenden Schule zu erleichtern.
Mathe als Schlüsselkompetenz fürs weitere Leben
Mathematische Förderung beginnt lange vor der Schule und legt den Grundstein für den späteren Schulerfolg. Eltern können durch spielerische Aktivitäten viel bewirken, pädagogische Fachkräfte können im Kindergarten mathematische Impulse setzen, während Lehrkräfte durch gezielte Beobachtungen und differenzierten Unterricht helfen können, Lücken zu schließen. Je früher Kinder mathematische Kompetenzen entwickeln, desto besser sind ihre Chancen auf langfristigen Erfolg – nicht nur in Mathematik, sondern auch darüber hinaus.
Fortbildungen für pädagogische Fachkräfte

Ich biete auch Fortbildungen an, u.a. zu den Themen Prävention von Rechenschwäche, Übungen für die Vorschule oder zum Nachteilsausgleich. Schreibe mir gerne.
Ich danke Ihnen vielmals für den sehr interessanten, quicklebendigen Abend – die Zeit ging rum wie im Flug! Es wäre schön, wenn wir Sie auch in Zukunft als Dozentin „buchen“ dürfen. Tagesmütterverein Schramberg
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