Viele Schüler erleben sie, doch kaum jemand spricht offen darüber: Matheangst.

Doch was genau verbirgt sich hinter der Mathematikangst? In diesem Beitrag geht es nicht nur um die Definition dieses Begriffs, sondern ich beleuchte auch, warum es für Lehrkräfte und Eltern entscheidend ist, sich damit auseinanderzusetzen. Oft bleibt Matheangst unbemerkt und das hat Konsequenzen. Du erfährst, wie du als Lehrkraft, aber auch als Eltern durch fundiertes Wissen unterstützen und präventiv handeln kannst.

Rechenschwäche und Komorbiditäten 

Eine Rechenschwäche tritt oft zusammen mit anderen Störungen auf, auch Komorbiditäten genannt. Eltern und Lehrkräfte sollten sich bewusst sein, dass diese Störungen gemeinsam auftreten können, um angemessen darauf reagieren zu können. Neben Lese- und/oder Rechtschreibstörungen und Aufmerksamkeitsstörungen spielen dabei auch internalisierende Störungen eine entscheidende Rolle. Mathematikangst und depressive Symptome sind hierbei besonders bedeutsam.

Oft werden die Ängste gar nicht bemerkt

Eine Studie von Pelletier, Ahmad und Rourke aus dem Jahr 2001 kam zu dem Ergebnis, dass sich bei Schülern mit einer Rechenschwäche häufiger internalisierende Störungen zeigen. Dies zeigt sich u.a. durch eine erhöhte Ängstlichkeit, depressiven Symptomen, körperlichen Beschwerden oder auch darin, dass sich die Kinder in sich zurückziehen.

Schüler mit internalisierenden Symptomen fallen in der Schule weniger auf, da sie sich im Vergleich zu Schülern mit externalisierenden Symptomen, die die Klasse und die Lehrkraft in großem Ausmaß stören, eher leise und angepasster verhalten, Sie wirken damit unauffällig und werden weniger wahrgenommen, sodass ihre Bedürfnisse dadurch manchmal untergehen.

Was ist eine Mathematikangst und wie äußert sie sich?

Mathematikangst ist definiert als ein „Gefühl der Anspannung und negativen Emotionen in Verbindung mit Mathematik“ (Kucian, 2021). Eine Matheangst äußert sich körperlich besonders durch vermehrtes Schwitzen und Herzklopfen, hat aber auch Auswirkungen kognitiver Art. Das bedeutet, dass der Schüler gedanklich immer an die vor ihm liegende Matheaufgabe denkt. Für Schüler spielen diese von Angst geprägten Gedanken eine entscheidende Rolle, da sie sich nicht einfach unterdrücken lassen. Diese Gedanken beanspruchen Aufmerksamkeits- und Arbeitsgedächtnisleistungen, was dazu führt, dass beim Lösen mathematischer Aufgaben weniger oder keine Ressourcen mehr zur Verfügung stehen

Mathematikangst – Anzeichen auf 3 Ebenen (Eigene Darstellung)

Durch wiederholte mathematische Misserfolgserfahrungen verstärken sich die Symptome, die dazu führen können, dass der Schüler ein Vermeidungshalten zeigt und mathematischen Herausforderungen aus dem Weg geht. Daraus vergrößern sich die Lernrückstände, die Mathematikleistungen nehmen weiterhin ab und die emotionalen Belastungen zu. Die Matheangst steht somit in einem direkten Zusammenhang mit der Leistung im Fach Mathematik und insbesondere mit dem schnellen Abruf von mathematischen Fakten.

Matheangst – ein Randphänomen?

Bereits Zweitklässler können von Mathematikangst betroffen sein. Besonders stark ausgeprägt ist die Mathematikangst bei Kindern mit einer Rechenschwäche. Sie entwickeln doppelt so häufig eine Matheangst wie Kinder mit durchschnittlichen mathematischen Leistungen. Dabei sind Mädchen häufiger betroffen als Jungen. Insgesamt sind ungefähr ein Drittel aller Kinder von Matheangst betroffen.

Es ist nicht immer genau abzugrenzen, ob eine Rechen- bzw. Mathematikangst die Ursache oder Folge einer Lernstörung ist. Ängste im Fach Mathematik können sich generalisieren, insbesondere durch wiederkehrende Misserfolgserfahrungen, und sich außerdem auf andere Fächer übertragen. Umso wichtiger ist es, diese Ängste frühzeitig zu erkennen und Schüler individuell zu fördern.

Wie kann den Schülern geholfen werden

Gaidoschik zufolge ist die größte und wichtigste Unterstützung das „Eingehen auf die psychische Notlage des Kindes“  Wichtig ist es, dem Schüler zu vermitteln, dass er seine Schwierigkeiten bewältigen kann, und ihm zu verdeutlichen, dass die Ursache der Schwierigkeiten nicht bei ihm selbst liegt oder er mathematisch unbegabt sei.

Die beste Unterstützung für Schüler mit einer Rechenschwäche: Das Eingehen auf die psychische Notlage des Kindes (Gaidoschik)

 

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Quellen:

  • Krinzinger, H., & Kaufmann, L. (2006). Rechenangst und Rechenleistung. Sprache · Stimme · Gehör, 30(04), 160–164. https://doi.org/10.1055/s-2006-951753
  • Kucian, K. (2021). Mathematikangst, Prädiktion, Prävention und Entwicklung.
  • Pelletier, P. M., Ahmad, S. A., & Rourke, B. P. (2001). Classification Rules for Basic Phonological Processing Disabilities and Nonverbal Learning Disabilities: Formulation and External Validity*. Child Neuropsychology, 7(2), 84–98. https://doi.org/10.1076/chin.7.2.84.3127
  • Pixner, S., & Kaufmann, L. (2013). Prüfungsangst, Schulleistung und Lebensqualität bei Schülern. Lernen und Lernstörungen2(2), 111–124. https://doi.org/10.1024/2235-0977/a000034
  • Zuber, I., & Kucian, K. (2017). Prävalenz von Mathematikangst und Bezüge zu grundlegenden arithmetischen Fertigkeiten bei Primarschulkindern. Lernen und Lernstörungen, 6(4), 223–223. https://doi.org/10.1024/2235-0977/a000195

 

2 Comments

  • Hallo Susanne,
    sehr spannendes Thema!
    Um ehrlich zu sein, habe ich vom Thema Matheangst noch nie etwas gehört.
    Allgemein beobachte ich immer wieder, dass die Dyskalkulie noch deutlich stigmatisierter ist als z.B. die Legasthenie.

    Danke, dass du das Thema so publik machst!

    Viele Grüße,
    Fabian

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