Geht mein Kind jetzt lebenslänglich zur Lerntherapie oder wie lange dauert eine Lerntherapie überhaupt? Diese Frage hat mich die letzten Tage im Mathe Eltern-Coaching erreicht.

Du bekommst in meinem Blogbeitrag

  • Infos, welche Bereiche eine Lerntherapie umfasst
  • warum insbesondere der Persönlichkeitsbereich in der Lerntherapie so wichtig ist
  • welche Resilienzfaktoren es gibt und welche Rolle sie spielen
  • und eine Prise Mut, denn dein Kind kann alles erreichen – eine LRS oder Dyskalkulie sind kein Hindernis

Die 4 Bereiche einer lerntherapeutischen Förderung

Eine lerntherapeutische Förderung umfasst verschiedene Bereiche – neben dem Lesen, Schreiben und Rechnen ist vor allem der ganzheitliche Blick und die emotionale Stärkung des Schülers so wichtig. Folgende Bereiche spielen dabei eine Rolle

  • Die Stabilisierung im Persönlichkeitsbereich
  • Kompensation im Leistungsbereich
  • Elternarbeit und Unterstützung im familiären Bereich (u.a. auch Hausaufgabensituation)
  • Zusammenarbeit mit der Schule

Damit ist eine Lerntherapie ist immer ganzheitlich und je nachdem wie groß die Schwierigkeiten beim Erwerb des Lesens, Schreibens oder Rechnens sind, kann eine Lerntherapie länger oder kürzer gehen. Wie lange eine Lerntherapie dauert, ist somit sehr unterschiedlich und hängt von vielen Faktoren ab.

Im Persönlichkeitsbereich wird neben der Vermittlung von Fertigkeiten und Strategien der Basiskompetenzen im Lesen, Scheiben und Rechnen an der Null-Fehler-Grenze gearbeitet. Damit wird sowohl eine Überforderung als auch Unterforderung vermieden und dem Motivationsverlust entgegengewirkt. Der Schwerpunkt liegt dabei auf „Das kann ich schon“ und das sind die nächsten kleinen Schritte, die ich gut bewältigen kann.

Außerdem lernt der Schüler mit seinen Schwierigkeiten besser zurechtzukommen und den Fokus auf seine Stärken zu lenken.

Worauf richten wir den Blick – Risiko- oder Resilienzfaktoren? 

Es wird so oft über Risikofaktoren einer Lese-Rechtschreib- oder Rechenschwäche gesprochen bzw. von Ursachen und davon „dass es sich nicht auswächst“ und was passiert, wenn keine Förderung erfolgt. Das mag dann möglicherweise für einen Moment bei Eltern Ungewissheit auslösen und die Frage steht im Raum, wird mein Kind jemals in der Schule gut mitkommen? Oder braucht es jetzt dauerhaft eine Lerntherapie?

Aber wusstest du, dass es neben den Risikofaktoren für die Entstehung einer Lese-Rechtschreib- oder Rechenschwäche auch Resilienzfaktoren gibt, die den Verlauf der Lernschwierigkeiten positiv beeinflussen können.

Resilienz (von lateinisch resilire «zurückspringen» «abprallen») ist die Widerstandsfähigkeit eines Schülers und ist damit die Fähigkeit, sich von negativen Erlebnissen schnell wieder zu erholen.

Die Resilienz ist dabei immer ein Zustand und nicht angeboren. Kinder können zu bestimmten Zeitpunkten resilient sein, zu anderen Zeiten verletzbarer. Dabei ist es hilfreich, Schüler mit einer Lese-Rechtschreib- oder Rechenschwäche auf mehreren Ebenen zu stärken.

  1. Eigene Schutzfaktoren (des Kindes) stabilisieren
  2. Die äußeren Faktoren in der Schule und die im
  3. Elternhaus

Mit Rahmenbedingungen, die sie bestärken und ihnen Möglichkeiten aufzeigen, lernen sie mit ihren Schwierigkeiten besser umzugehen.

Familie: eine der Resilienzfaktoren

Die Bedeutung der Resilienzfaktoren

Die Resilienzfaktoren lassen sich in drei Bereiche unterteilen, auch das Umfeld des Kindes spielt eine große Rolle.

Faktoren, die sich auf das Kind beziehen

– Selbsthilfefertigkeiten
– positives Selbstwertgefühl
– Fähigkeit sich zu distanzieren
– hohe Sprachfertigkeit

Familiäre Faktoren

– positive Lernumgebung
– spielerische Früh-Förderung
– positiver Umgang mit mathematischen Themen – kein Druck
– Vorbild sein (selbst mal zum Buch greifen)

Umwelt-Faktoren 

– spielerische Früh-Förderung z. B. im Kindergarten
– positives Lernklima (Anerkennung und Unterstützung)
– Gewährung von Nachteilsausgleich in der Schule
– guter Mathematikunterricht, um Schülern ein Mengen- und Zahlenverständnis zu vermitteln
– Offenheit und Verständnis der Lehrkräfte gegenüber der Diagnose Dyskalkulie/Legasthenie

Es spielen daher so viele Faktoren eine Rolle, um wirklich eine Antwort auf die Frage „Wie lange dauert eine Lerntherapie?“ zu geben. Es gibt keine pauschale Aussage, aber grundsätzlich geht man aber eher von einem längeren Zeitraum aus (1-2 Jahre). Was ich aber aus tiefster Überzeugung allen Eltern mitgeben möchte.

Dein Kind kann alles erreichen – LRS oder Rechenschwäche sind kein Hindernis

Wie lange dauert eine Lerntherapie?

Zusammenfassend ist eine Lerntherapie weit mehr als nur das Vermitteln von mathematischen Grundlagen oder das Üben am Leseverständnis. Ich erlebe oft schon in den ersten Therapiestunden mit den Schülern eine enorme Verbesserung und Entlastung bei den Familien. Deswegen möchte ich hier Mut machen und eine Mutter sprechen lassen. Sie hat mir folgende Nachricht wenige Stunden nach der zweiten Lerntherapiestunde geschickt. Oft war ihr Kind total demotiviert und hat Mathe immer von sich geschoben. Fast ein Jahr hat die Familie auf die Lerntherapie gewartet und dann kommt dieses wunderbare Feedback.

Feedback einer Mutter wenige Stunden nach der zweiten Lerntherapiestunde

Wie lange genau eine Lerntherapie dauert ist in der S3-Leitlinie Rechenstörung (S.32) gut beschrieben:

„Das Ende einer Fördermaßnahme kann nicht vorab festgelegt werden. Es orientiert sich am Behandlungsverlauf und den sich ändernden individuellen Begebenheiten (z. B. Verringerung/Ausprägung komorbider Symptome, Änderungen der familiären Situation). Die Fördermaßnahme soll erst enden, wenn sie für die spezifische Lebenssituation der betroffenen Person nicht mehr geeignet und notwendig ist. Im idealen Fall ist dies gegeben, wenn die Anforderungen in Schule, Berufsbildung oder -ausübung sowie im Alltag selbstständig erfolgreich bewältigt werden können.“ 

Lebenslänglich Lerntherapie? Das wohl nicht, aber Schüler können lebenslänglich davon profitieren.

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Ja, ich freue mich drauf

 

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